Harnflussmessung

Fassungsvermögen der Blase und Miktionsfrequenz

Bei Erwachsenen beträgt das Fassungsvermögen der Harnblase 600-1000 ml, die Empfindung der Blasenfüllung tritt jedoch bereits vorher auf (Ernst Mutschler et al.: Mutschler Arzneimittelwirkungen, 9. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2008, S. 708). Das mittlere Entleerungsvolumen (funktionelle Blasenkapazität) liegt für Erwachsene bei etwa 300-400 ml (Lukacz E.S. et al., A healthy bladder: a consensus statement, International Journal of Clinical Practice, 2011, 65, 10, 1026-1036). Die Werte können interindividuell variieren. Ein gesunder Erwachsener scheidet innerhalb von 24 Stunden etwa 1.500 ml Harn aus.
Die Anzahl der Blasenentleerungen (Miktionen) wird auch als Miktionsfrequenz bezeichnet. Diese ist unter anderem von der individuellen Kapazität der Harnblase und von der aufgenommenen Flüssigkeitsmenge abhängig. Im höheren Alter ist von einer steigenden Miktionsfrequenz auszugehen. Bei einer Trinkmenge von maximal 2.000 ml pro Tag sind 4 - 7 Blasenentleerungen über den Tag und eine Blasenentleerung in der Nacht als normal zu betrachten.

Untersuchung bei Störungen des Wasserlassens

Die Harnflussmessung (Uroflowmetrie) ist ein diagnostisches Verfahren aus der Urologie zur Feststellung von Störungen bei der Blasenentleerung. Als Blasenentleerungsstörungen bezeichnet man zu häufiges Wasserlassen (Pollakisurie), erschwertes Wasserlassen (Dysurie) und schmerzhaftes Wasserlassen (Algurie).
Ursachen für Miktionsstörungen können häufig eine Vergrößerung der Prostata oder eine Verengung der Harnröhre sein. Auch Probleme in der Blasenfunktion selbst, können Ursache der Beschwerden sein. Eine unzureichende Kontraktion des Blasenmuskels kann zu einem abgeschwächten Harnstrahl sowie zu einer Restharnbildung in der Harnblase führen, wenn es nicht gelingt, den Urin vollständig aus der Harnblase zu entleeren.

Prinzip der Messung

Das Messgerät, Uroflowmeter, hat einen Trichter zum Auffangen des Urins. Ein Sensor an der Spitze des Trichters misst die abgegebene Harnmenge pro Zeiteinheit. Die ermittelten Werte werden als Kurve dargestellt. Anhand der Höhe und des Verlaufs dieser Kurve können Rückschlüsse auf bestimmte Erkrankungen gezogen werden.

Ablauf der Untersuchung

Zur Uroflowmetrie muss die Harnblase gefüllt sein und ein starker Drang zum Wasserlassen bestehen. Für eine aussagekräftige Beurteilung müssen mindestens 150 ml Urin in der Blase sein. Bei der Messung uriniert der Patient/die Patientin in den Trichter bis die Blase vollständig entleert ist. Das Wasserlassen sollte ohne starkes Pressen erfolgen. Im Anschluss überprüft der Arzt, häufig mit Ultraschall, ob die Blase vollständig leer ist (Restharnmessung).
Bei der Harnflussmessung wird lediglich die Blase in einen Trichter entleert, somit ist diese Untersuchung mit keinerlei Unannehmlichkeiten verbunden.

Beurteilung der Messwerte

Der wichtigste Parameter bei der Harnflussmessung ist die gemessene Harnmenge pro Zeiteinheit (Sekunde) während der Blasenentleerung. Der Referenzbereich für den maximalen Harnfluss eines Erwachsenen liegt zwischen 15 und 50 ml pro Sekunde. Werte zwischen 10 und 15 ml pro Sekunde sind verdächtig und können möglicherweise eine genauere Untersuchung durch den Arzt erfordern. Ein Harnfluss von weniger als 10 ml pro Sekunde spricht für ein Hindernis bei der Blasenentleerung. Ein verzögerter Anstieg der Kurve sowie ein verzögerter Abfall bei verlängerter Dauer des Wasserlassens kann ein Hinweis auf eine Prostatavergrößerung sein. Ihr Arzt wird Ihnen anhand der ausgedruckten Kurve den Befund erklären.